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Elektroschrott – eine verborgene Branche

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Elektroschrott | © dokumol (CC0), Pixabay

Elektroschrott in Deutschland

Im letzten Jahr kamen mehr als 850.000 Tonnen Elektroschrott in Deutschland zusammen, über 85 % aus den privaten Haushalten. Das ergibt pro Person über neun Kilo Elektroschrott jährlich! Durch den digitalen Fortschritt und neue elektrische Produkte, wird der Elektroschrott jährlich immer mehr. Im Vergleich zu anderem Müll, ist das Recycling von Elektroschrott aufwendiger und teurer. Daher verschiffen viele Unternehmen ihren Elektroschrott nach Afrika oder Indonesien (dazu später mehr). Im Folgenden werden die rechtlichen Rahmenbedingungen und Gesetze in Bezug auf Elektroschrott in Deutschland näher beschrieben und wie eine nachhaltige Entsorgung für Elektromüll für eine Permakultur (ökologische Landwirtschaft) aussehen könnte.

Rechtliche Rahmenbedingungen

Elektroschrott muss ordnungsgemäß entsorgt werden. Nur so bleibt die Umwelt verschont und der Müll kann wiederverwertet werden. 2003 wurden die sogenannten WEEE-Richtlinien verabschiedet, um den gesamten Elektromarkt zu regulieren. 2012 gab es einige Änderungen und die überarbeitete Fassung heißt WEEE 2.
In Deutschland gibt es eine gewisse Produktverantwortung für eigene elektronische Abfälle. Im Klartext bedeutet das: Es sind die Recyclingunternehmen und die Hersteller für die Entsorgung des Elektroschrotts verantwortlich. Die Recycling- und Entsorgungsunternehmen sind verpflichtet, Sammelstellen für Elektroschrott einzurichten, damit die Verbraucher ihren Elektromüll dort kostenlos abgeben können. In Deutschland gibt es ca. 2500 Sammelstellen. Gleichzeitig sind die Verbraucher gesetzlich verpflichtet, ihren Elektroschrott nicht in den normalen Müll zu werfen, sondern ordnungsgemäß zu diesen Sammelstellen zu bringen.

Für Elektro-Händler und Einzelhändler gelten die gleichen gesetzlichen Bestimmungen.

Hersteller der Elektrogeräte sind verpflichtet, dass ihre alten oder defekten Geräte zu diesen Sammelstellen gebracht werden. Sie tragen die Kosten für die ordnungsgemäße Entsorgung. Weiterhin gibt es eine RoHS-Richtlinie. Sie regelt den Umgang mit umwelt- und gesundheitsgefährdenden Stoffen, die in Elektroschrott enthalten sind. Die Richtlinie grenzt die Nutzung von Quecksilber, Blei, Chrom, Cadmium und polybromierten Diphenylethern (PBDE) in neuen Elektrogeräten ein.

Recycling von Elektromüll

Beim Recycling wird der Elektroschrott in sechs unterschiedliche Sammelgruppen unterteilt. Nur so können die alten Geräte ordnungsgemäß recycelt und wiederverwertet werden. Große und kleine Geräte werden separat sortiert, damit nichts beschädigt wird und gefährliche Flüssigkeiten oder Substanzen auslaufen können. Kühlschränke werden wegen des FCKWs getrennt gesammelt und verarbeitet. Elektronische Thermometer oder Gasentladungslampen werden ebenfalls getrennt verarbeitet, da sie hochgiftiges Quecksilber enthalten.
Das Recycling von Elektromüll läuft immer anders ab, es kommt immer auf das Gerät an.

Beispiel Kühlschrank: Als Erstes wird das Öl- und Kältemittelgemisch und dann das Gas (FCKW) abgesaugt. Danach zerkleinert eine Presse das Gehäuse.

Beispiel Energiesparlampen: Energiesparlampen werden zerkleinert. Durch einen Trocken- oder Nassprozess wird das Quecksilber entfernt und mithilfe von Aktivkohle herausgefiltert. So wird das Quecksilber zu 100 % zurückgewonnen und kann wiederverwendet werden.

Computer und Fernseher: Fernseher und Computer werden von Hand zerkleinert. Danach suchen Spezialisten schadstoffhaltige Teile heraus (Kondensatoren, Batterien, Kathodenstrahlröhren, usw.), die viel Blei, Cadmium oder Quecksilber enthalten. Recycelbare Teile wie Leiterplatten werden ebenfalls herausgesucht. Der Rest kann normal recycelt werden.

In diesem Prozess werden die Materialien in Eisen, Kupfer, Aluminium, Stahl und Bronze unterteilt und eingeschmolzen.

Verwertungs- und Sammelquoten für Elektroschrott

Die WEEE-Richtlinie legt bestimmte Raten und Werte für das Sammeln, Recycling und die Verwertung von Elektroschrott fest. Seit 2006 muss Deutschland die Zahlen der Europäischen Kommission einreichen. Die Quoten sind immer ein prozentualer Anteil des Durchschnittsgewichts von Elektrogeräten. Seit 2019 liegt die Zielquote bei 65 Prozent. Die Sammelquote betrug 2017 45 Prozent.
Hier gibt es allerdings weitere Unterscheidungen. Die Quote bei nicht wiederverwendbaren Elektrogeräten sollte zwischen 75 und 85 Prozent liegen. Deutschland hat es in den vergangenen Jahren immer geschafft, diese Quoten einzuhalten (seit 2007).

Aktuelle Probleme

Deutschland erreichte 2017 eine Quote von 45 Prozent. Der Zielsatz für das Jahr 2019 liegt allerdings bei 65 Prozent. Hierzu sind deutlich mehr Anstrengungen nötig, um das Ziel zu erreichen. Es ist wichtig, dass die Rückgabemöglichkeiten für Elektroschrott weiterhin kostenlos bleibt. Nur so werden wir unsere Permakultur (ökologische Landwirtschaft) nicht weiter belasten. Weiterhin muss der illegale Export von Elektroschrott unterbunden und härter bestraft werden. Die Hersteller müssen außerdem immer alle Geräte und Mengen melden, damit die Werte am Ende des Jahres nicht verfälscht werden. Aufklärung ist ein weiterer wichtiger Faktor. Die Menschen müssen wissen, warum die ordnungsgemäße Entsorgung des Elektroschrotts so wichtig ist. Nur so wird den Menschen klar, dass sie der Umwelt extrem schaden, wenn Elektromüll falsch oder gar nicht entsorgt wird.

Verbesserte Sammlung von Elektrogeräten mit Rohstoffen

Deutschland verfügt über eine hervorragende Wiederverwertung von Eisen, Aluminium und Kupfer. Allerdings gibt es Verbesserungspotenzial bei der Edel- und Sondermetallrückgewinnung für Computer, Smartphones und Laptops. Es sind zwar nur geringe Mengen in den einzelnen Geräten enthalten, jedoch summiert es sich.
Eine Tonne Mobiltelefone enthalten ca. 250 Gramm Gold. Die Gewinnung von Gold durch Schürfen führt zu einer hohen Umweltbelastung. Daher sollten diese Geräte besser recycelt werden. Ein erster Ansatz wäre, die Geräte noch besser zu trennen. Derzeit werden alle mobilen Geräte wie Drucker, Handys und PCs zusammen gesammelt. Drucker enthalten im Vergleich zu einem Mobiltelefon viel weniger Gold. SO wird der Goldanteil beim Recycling erheblich verringert. Sortieranlagen müssen so optimiert werden, dass die Sonder- und Edelmetalle besser herausgefiltert werden können. In den meisten Sortieranlagen werden die Sondermetalle mit anderen Materialien gemischt, da es keine direkte Rückgewinnung von Edel- und Sondermetallen gibt.

Illegaler Export – Elektroschrott-Mafia?

2008 wurden über 150.000 Tonnen Elektroschrott von Deutschland in afrikanische Länder (Südafrika, Ghana, Nigeria) und Indien exportiert. Der Schrott wurde als gebraucht deklariert. Es sind meistens defekte Computerbildschirme und Fernsehgeräte, die nach Afrika geschickt werden. Alle genannten Länder sind Entwicklungsländer, die nicht über die nötigen Ressourcen verfügen, die Importe ausreichend zu kontrollieren. So stapeln sich riesige Berge Müll in den genannten Ländern. Die Menschen vor Ort versuchen, wertvolle Stoffe aus den Geräten zu gewinnen. Allerdings gefährdet dies ihre Gesundheit und die Umwelt. Die Drähte werden aus den Geräten entfernt und die Kunststoffummantelung danach verbrannt, um an die Kupferdrähte zu gelangen. Hierbei entstehen die giftigen Dämpfe. Andere Teile werden mithilfe von Säurebädern gewonnen. Natürlich gibt es in den Entwicklungsländern keine Vorschriften. Der Müll gelangt dann über Deponien in den Boden oder wird in Flüssen entsorgt.

Die WEEE-Richtlinie versucht jetzt, dass Exporte aus der EU (Deutschland) nur intakte Geräte exportiert werden. Diese können dann in den Entwicklungsländern genutzt werden, ohne dass neue produziert werden müssen. Weiterhin muss härter gegen illegale Exporte vorgegangen und die Abfallentsorgungskette in den jeweiligen Ländern gestärkt werden. Nur so kann effektiv etwas für die Umwelt getan werden.

Fazit

Es bringt uns nichts, wenn wir in Deutschland gute Entsorgungswerte beim Elektroschrott haben, wenn 2000 Kilometer südlich von uns die Müllberge auf den Deponien in Südafrika immer größer werden. Deutschland verlagert damit das Problem an Entwicklungsländer, die mit der eigenen Müllentsorgung bereits überfordert sind.