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Vorteile und Gefahren eines ICO’s

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Initial Coin Offering | © Leamsii (CC0), Pixabay

ICO Initial Coin Offering, die moderne Investmentvariante in der Form von Token/Coins

Unter Initial Coin Offering, kurz ICO, versteht man heutzutage eine Methode, die im Rahmen der Unternehmensfinanzierung genutzt wird. Man kann ICOs zumindest in einzelnen Teilen mit einer sogenannten initialen Wertpapierausgabe an einer üblichen Börse verstehen. Genauer gesagt, wird durch einen ICO die Option geboten einen Token für ganz unterschiedliche Projekte in einem Blockchain-Ökosystem durch Crowdfunding zu kaufen. Investoren oder Unterstützer dieser Projekte können Projekttoken erwerben. Das geschieht natürlich unter einem Deckmantel der Spekulation, denn die Käufer spekulieren in diesem Rahmen darauf, dass sich zu einem späteren Zeitpunkt ein deutlich höherer Wert einstellen wird. Diesen Spekulationscharakter kann man durchaus mit ganz üblichen Kursgewinnen an der Börse vergleichen. Es kann jedoch unter Umständen auch ein Totalverlust hierbei eintreten.

In der Praxis findet man ICOs vornehmlich zur Finanzierung ganz unterschiedlicher Startups. In diesem Rahmen erzeugt das Startup den digitalen Token. Im Anschluss an diesen Prozess erfolgt der Verkauf des digitalen Tokens. Hierbei fließt das Geld im direkten Wege zum Unternehmensteam hin. Diese Gelder sollen dafür verwendet werden, um das Startup weiter aufzubauen. Im Unterschied zu dem IPO, kurz für Initial Public Offering, der an der Börse zu finden ist, wird bei den ICOs kein Unternehmenseigentum vorausgesetzt. Das Eigentum des Startups wird via dem Token abgebildet. Zu beachten ist infolge dessen, dass hier kein Anspruch auf eine Dividendenausschüttung vorliegt, noch ein automatisches Stimmrecht am Unternehmen im Rahmen von Unternehmensbeschlüssen oder Unternehmensversammlungen erworben wurde.

Die Geschichte von ICOs

Im Jahre 2013 verwendeten mehrere Projekte bereits ein sogenanntes Crowdsale-Modell, um die Entwicklungsarbeiten dieser speziellen und vor allem teuren Projekte damals finanzieren zu können. So sammelte beispielsweise die Kryptowährung Ripple insgesamt 1 Milliarde XRP-Token ein. Sie verkauften diese dann an interessierte Investoren in einem direkten Austausch gegen FIAT-Währungen oder auch Bitcoin, um liquide Mittel für die weitere Unternehmensarbeit zu haben. Im Jahre 2014 arbeitete Ethereum ähnlich. Man sammelte ca. 18 Millionen US-Dollar ein. Hierbei handelte es sich um das größte bisher fertiggestellte ICO, dass es in der Gesamtheit her gab. In diesem Kontext war das Projekt rund um die DAO der erste Versuch im Fundraising, um ein neues Token auf Ethereum zu entwickeln.

Das Projekt versprach in Summe eine dezentralisierte Organisation zu erschaffen, um weitere Blockchain-Projekte in der Praxis zu finanzieren. Dieses Projekt war ebenso einzigartig, da die sogenannten zentralen Governance-Entscheidungen autark von den Token-Inhabern getroffen wurden. Das Projekt DAO konnte insgesamt sogar 150 Millionen US-Dollar beschaffen für weitere Entwicklungsarbeiten. Doch dann entwickelte sich eine dramatische Situation, die die Sicherheitsaspekte der neuartigen Technologie auf den Prüfstand stellte. Ein unbekannter Angreifer konnte aufgrund von Hackerangriffen einen Großteil der Gelder abschöpfen und der Organisation entziehen. Dieser Umstand von einem Totalverlust war eine bittere Erfahrung für die Entwickler.

Das Projekt, das rund um Ethereum Token/Coins gegründet wurde, entschied in diesem Zuge, dass es am besten ist, mit einer harten Hand weiter vorzugehen, um die gestohlenen Gelder wieder zurückzufordern. Unglücklicherweise schlugen die Projektbestrebungen aufgrund des Hackerangriffs dann auch fehl. Dennoch verfolgte man weitere Versuche, gemäß dem Motto Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut. Man war von den hervorragenden Voraussetzungen solcher Projekte aufgrund der grundlegenden Infrastruktur überzeugt und wollte sich nicht für die Zukunft von diesem Weg abbringen lassen an den die Entwickler fest glaubten. So investierten die Beteiligten weiter in ähnliche Projekte. Speziell der ERC20-Standard ist in diesem Zuge dafür verantwortlich, dass es den Entwicklern erleichtert wird eigene kryptografische Tokens auf der beliebten Ethereum-Blockchain zu erstellen.

Weitere Argumente gehen eher in die Richtung, dass Crowdfunding-Projekte sich wegen der immensen Größe und auch Häufigkeit von ICOs zu sogenannten „Killer-Anwendung“ für Ethereum entwickeln könnten. Experten waren sich einig, dass es bis dato keine vergleichbaren Möglichkeiten gab, binnen so kurzer Zeit mit solchen Vorprodukt-Startups so enorme Geldbeträge zu generieren. So sammelte man mit Aragon später beispielsweise in nur 15 Minuten rund 25 Millionen Dollar, Basic Attention Token sammelte sogar in nur 30 Sekunden 35 Millionen Dollar ein. Das Projekt Status.im erwirtschaftete in nur wenigen Stunden wahnsinnige 270 Millionen Dollar. Da sich der immense Erfolgt in diesem Sektor natürlich herumsprach und ein Klima aus einer enormen Benutzerfreundlichkeit sowie nur überschaubaren Vorschriften bildete, geriet das ICO mehr und mehr in den Fokus von Aufsichtsbehörden, da man ausschließen wollte, dass kriminelle Machenschaften durchgeführt werden oder Privatpersonen zu schaden kommen. Parallel hierzu stellt dieses Mittel selbstverständlich auch einen riesigen Konkurrenten zu herkömmlichen Finanzierungsmethoden dar. Hier kommt man infolge dessen zur nächsten Fragestellung, denn es ist von einem allgemeinen Interesse ob ICOs überhaupt legal sind.

Die Legalität von ICOs

Eine kurze Antwort ist ein Vielleicht. Rechtlich gesehen gibt es ICOs in einem extrem grauen Bereich, weil Argumente dafür und dagegen sprechen. Bestenfalls handelt es sich nur um eine neue, unregulierte finanzielle Finanzierungsmethode. Die jüngste Entscheidung der SEC hat es jedoch inzwischen geschafft, einen Teil dieser Grauzone zu bereinigen. In einigen Fällen ist das Token einfach ein sogenanntes Dienstprogramm-Token, was bedeutet, dass es dem Besitzer Zugriff auf ein bestimmtes Protokoll oder Netzwerk gibt; daher kann es leider nicht mehr als eine Art finanzielle Sicherheit eingestuft werden. Auf der anderen Seite, wenn der Token ein Equity-Token ist, was bedeutet, dass es nur Zweck ist, Wert zu schätzen, dann würde es viel mehr nach einer Sicherheit aussehen.

Während viele Einzelpersonen zu einem späteren Zeitpunkt Tokens kaufen, um auf die zugrunde liegende Plattform zuzugreifen, ist es schwierig, die Vorstellung zu widerlegen, dass die meisten Token-Käufe spekulativen Investitionszwecken dienen. Dies ist aufgrund der Bewertungszahlen für viele Projekte, die ein kommerzielles Produkt noch nicht freigegeben haben, leicht zu ermitteln.

Die SEC-Entscheidung könnte in diesem Rahmen dem Status von Versorger- und auch Sicherheitstoken eine gewisse Klarheit nach Außen geschaffen haben. Es gibt zum aktuellen Zeitpunkt jedoch noch einne breiten Spielraum, um die gesetzten Grenzen der Legalität zu testen und zumindest in einen Graubereich zu bringen.

Auf dem Markt unterscheidet man mittlerweile zwischen zwei definierten Zwecken von Token, die nachfolgend erläutert werden.

Der Utility Token

Ein Token bildet hierbei grundsätzlich keinerlei Rechte an einem Projekt bzw. an einem Unternehmen. Es soll lediglich als eine Art Zahlungsmittel bis zur Fertigstellung des Projekts gesehen und genutzt werden. Ist das Projekt infolge der Entwicklungsarbeit also erfolgreich, so ist zu erwarten, dass die Nachfrage nach einem Token auch ansteigt. Deshalb werden dann auf den Handelsplattformen auch Kursgewinne zu verzeichnen sein . Somit trägt das Token einen sogenannten inhärenten Wert.

Der Revenue Share Token

Dieser bestimmte Token kann am ehesten mit einer Aktie verglichen werden, da die Voraussetzungen hier am ähnlichsten sind. Der Besitzer wird zum Erhalt von Gewinnausschüttungen berechtigt, was den Dividendenausschüttungen im konservativen Aktienverständnis entspricht. Dieser Sachverhalt erfüllt nicht immer und grundsätzlich einen funktionalen Zweck. Ein entsprechendes Token kann unter Umständen sogar überhaupt nicht benötigt werden, um eine solche Plattform zu betreiben. Es dient in diesem Rahmen als eine Art Investmentbestandteil, um lediglich die generierten Gewinne ordentlich auszuschütten. Hierbei kommt es darauf an, wie genau das Token technisch implementiert wurde, in der Kette der technischen Zusammensetzungen. Wenn die Voraussetzungen passen, so können die Ausschüttungen auch vollkommen automatisiert über einen Smart-Contract abgebildet und durchgeführt werden.

In diesem gesamten Prozess ist es beispielsweise vorstellbar, dass die Projektgewinne gleich in der Form von Ethereum-Bestandteilen generiert werden. So wird Investoren, die beispielsweise ein eigenes Token aus der ICO halten, dass auf Ethereum basiert, auch ein entsprechender Gewinnanteil auf das Ethereum – Wallet letztendlich gutgeschrieben wird.

Wofür werden die ICOs denn genau eingesetzt?

Anfänglich dieten die ICOs lediglich dafür neue Kryptowährungen erfolgreich auf den Markt zu bringen und mit den ICOs die erste so wichtige Finanzierung sicherzustellen. Es werden in diesem Zuge, die anfänglich so schwierigen Markteintrittsbarrieren überwunden und eine ausreichende Kapitaldecke geschaffen. Ursprünglich waren die Projekte auch zunächst Blockchain basiert und die genutzten Token waren auch tatsächliche Utility Token.

Diese sich hieraus entstehende Finanzierungsform über die neuen ICOs werden jedoch aufgrund der enormen Effizienz auch für bestehende Unternehmen genutzt. Hier sind vor allem projektbasierte Themengebiete von einem besonderen Interesse. Denn in diesem Zuge werden die Token als tatsächliche Revenue Share emittiert, die später eine Verteilung des Gewinns sicherstellen soll. ICOs sind in der Wirtschaft zunehmend interessant, da sie einfacher zu verwenden sind, als die hoch komplizierten Prozesse die sich hinter einem IPO befinden. Auch der Aufwand, der hierfür anfällt ist überschaubar. Es werden vornehmlich Investmentoptionen für eine breite Zielgruppe an Interessenten zugänglich gemacht. Token sind im Übrigen auch in einer kleineren Stückzahl wesentlich flexibler zu verteilen als das typische Aktiengefüge, das an Börsen zu finden ist.

Der bestehende Besitz eines Tokens wird im technischen Umfeld dann durch die Blockchaine abgebildet. Diese hieraus resultierenden Peer-to-Peer werden dann komplikationslos über ganz unterschiedlich viele Marktplätze getradet. Der konservative Aktienhandel bedarf hier für den direkten Vergleich ganz traditionelle zentrale Autoritäten, um die Werte und Anteile dann auch tatsächlich zu teilen. Zum aktuellen Zeitpunkt gibt es jedoch noch eine über weite Teile unklare regulatorische Lage der ICOs. Dieser Sachverhalt stellt die Unternehmen auch schlicht noch vor Herausforderungen. In unterschiedlichen Ländern ist beispielsweise noch vollkommen unklar, ob ICO genau wie das traditionell bekannte Crowdfunding zu verstehen und zu behandeln ist oder nicht.

Virtueller Börsengang: Wie kann man als Investor selbst in die ICOs investieren?

Damit man an einem Tokensale selbst teilnehmen kann, ist es nötig, an einem Kauf via Ethereum oder Bitcoin teilzunehmen. Hierfür gibt es einen Veranstalter, der das Tokensale initiiert zu einem verifizierten Zeitpunkt. Es gibt bis dato noch keine einheitliche Plattform über die man den Tokensale generieren und abhandeln kann. Die Veranstalter handeln den Verkauf oftmals über die eigene Website ab. Der Großteil der ICOs findet im Übrigen mit Ethereum statt. Der Kauf der Token setzt infolge dessen eine Ethereum-Wallet voraus. Die erworbenen Token werden dann nach dem Erwerb darauf transferiert. Alles in einem handelt es sich um ein modernes und sich aktuell noch entwickelndes Instrument für die Finanzierung von unterschiedlichen Zwecken, meist jedoch zur Unternehmensfinanzierung. Ein virtueller Börsengang ist hier mit inbegriffen.