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Worauf achten bei Biosiegeln

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Worauf achten bei Biosiegeln | © qimono (CC0), Pixabay

Alles Bio – Worauf ist bei Biosiegeln zu achten?

An Lebensmitteln in Bioqualität führt kaum noch ein Weg vorbei. Sie erfreuen sich wachsender Beliebtheit, weil sie mit Sicherheit oder Tierschutz assoziiert werden und als besonders gesund gelten. In den verschiedensten Läden sind mittlerweile Nahrungsmittel aus biologischer Herstellung zu finden. Am Anfang steht vor dem Griff ins Regal jedoch oft die Frage ‚Was ist wirklich Bio?‘ oder ‚Welches Siegel verspricht die beste Qualität?‘. Bioland oder Naturland, EG-Ökoverordnung oder Demeter – die Welt der Biosiegel ist heutzutage sehr schwer zu überschauen und für den Verbraucher nicht immer leicht verständlich. Fast jeder hat schon einmal Biolebensmittel gekauft und gegessen, aber was das Siegel über die jeweiligen Produktionsbedingungen aussagt, wissen viele nicht. An dieser Stelle soll zur Aufklärung ein genauer Blick auf die bekannten Biosiegel geworfen werden, damit der Kunde sich darüber im Klaren ist, was es beim Einkauf von Biolebensmitteln zu beachten gibt.

 

Was bedeutet ‚Bio‘ überhaupt?

Bionahrungsmittel sind in der heutigen Zeit nicht mehr nur in Naturläden oder Reformhäusern zu haben, sondern werden auch im nächstgelegenen Supermarkt angeboten. Unter den Begriff ‚Bio‘ oder ‚biologisch‘ fallen offiziell festgelegte Anforderungen, die der Hersteller bei der Tierhaltung, Anpflanzung, Verarbeitung und den weiteren Produktionsschritten befolgen muss. Diese Kriterien müssen lückenlos erfüllt sein und werden auch ökologische Herstellung genannt. Anders als Beschreibungen wie ‚regional‘ oder ‚aus heimischem Anbau‘ ist ‚Bio‘ ein rechtlich geschützter Begriff, den der Hersteller seiner Ware nicht eigenständig geben kann. Das Biozertifikat wird den Produkten von Kontrolleuren verliehen. In Biobetrieben finden sowohl angekündigte als auch unangekündigte Kontrollen in regelmäßigen Abständen statt, um eine gleichbleibende Qualität zu gewährleisten.

Bei der Haltung von Tieren müssen Richtlinien eingehalten werden, die über die grundsätzlichen Tierschutzbedingungen in der konventionellen Zucht hinausgehen. Bei der Biohaltung ist das Platzangebot für jedes Tier größer, es gibt in den Ställen eine Vielzahl von Beschäftigungsmöglichkeiten wie Picksteine oder Heuballen, mit denen die Tiere spielen können. Sie haben zumindest am Tag ständigen Zugang zum Freiland und können sich nach Belieben draußen auf Grünflächen aufhalten. Das Futter darf keine Rückstände von Pestiziden aufweisen, die Verabreichung von Antibiotika oder Wachstumshormonen ist untersagt, ebenso wie das Schnabelkürzen bei Hühnern oder das Kupieren von Schweineschwänzen. Männliche Ferkel werden auf Biohöfen mit strengen Auflagen gar nicht oder nur unter lokaler Betäubung kastriert. Für die Dauer der Mast ist ein zeitlicher Rahmen vorgesehen, in dem die Tiere die Gelegenheit haben, langsam heranzuwachsen.

Käfighaltung bei der Eierindustrie entspricht nicht den Biogrundsätzen, die Legehennen müssen unter artgerechten Bedingungen gehalten werden. Auch die Transportwege zum Schlachthof dürfen eine maximale Strecke nicht überschreiten. Vor dem Schlachten werden die Tiere betäubt, die Einhaltung des Tierschutzes steht im Vordergrund. Für den Anbau von Obst und Gemüse unter Bio-Standards verwendet der Landwirt keine chemischen oder gesundheitsschädlichen Pflanzenschutzmittel, zudem dürfen keine gentechnischen Maßnahmen angewandt und die Ware nicht gespritzt werden.

Was sind die Kriterien für die bekannten Siegel?

Bio ist nicht gleich Bio. Der Verbraucher muss vor dem Kauf wissen, dass die geläufigen Biosiegel unterschiedlich strenge Richtlinien verfolgen. Das EU-Biosiegel erfordert geringere Auflagen, beispielsweise müssen nur 95 Prozent einer Ware ökologisch produziert sein, um das Siegel zu erhalten. Zudem gehört ein ressourcenschonender Anbau nicht zu den Richtwerten, sondern wird nur nach Ermessen des Produzenten umgesetzt. Die privaten Gütesiegel aus Deutschland wie Demeter oder Bioland haben hingegen besonders hohe Anforderungen an ihre Hersteller, das Platzangebot für Nutztiere ist zum Beispiel noch größer, pro Quadratmeter sind weniger Tiere zugelassen als beim EU-Siegel.

Bio im Vergleich zu Fairtrade, UTZ Certified und regionaler Ware:
Im Alltag wird Bio häufig mit fairer Produktion oder mit Regionalität verwechselt beziehungsweise gleichgesetzt. Dies trifft jedoch nicht (immer) zu. Lebensmittel in Bioqualität können Auflagen für fairen Anbau erfüllen, sie müssen es aber nicht, um als Bioware deklariert zu werden. Regionale Herstellung muss nicht zwangsläufig unter Biorichtlinien erfolgen, umgekehrt ist ein Biosiegel keine Garantie für eine Produktion aus dem Landkreis.

Allgemein zusammengefasst gibt ein Biosiegel primär Aufschluss auf Herstellung oder Zucht sowie über die Verarbeitung. Fairtrade- oder UTZ-Siegel stehen in erster Linie für eine Produktion unter sozialverträglichen Bedingungen, die Bezeichnung ‚regional‘ wiederum für Waren aus dem Umland, wobei dieser Begriff nicht eindeutig definiert ist. Dem Neuland-Siegel für Fleisch kommt eine Sonderrolle zu, denn es ist nicht Bio und hat nicht Regionalität als Schwerpunkt, sondern die Aufzucht erfolgt unter besonders tierfreundlichen Gesichtspunkten.

Bio bedeutet nicht in jedem Fall umweltbewusst. Ebenso wie konventionelle Ware können ökologisch produzierte Lebensmittel in Plastikfolie gewickelt in den Supermarktregalen liegen, auch wenn die Tendenz zu Unverpacktem geht. Ein importierter Bio-Apfel aus dem Ausland hat überdies eine schlechtere Ökobilanz als eine Frucht ohne Siegel, die in Deutschland angebaut wird.

 

Welchem Siegel kann der Verbraucher am meisten vertrauen?

Ideal ist der Kauf vor Ort bei einem lokalen Anbieter. Beim Biobauernhof in unmittelbarer Nähe kann sich der Kunde ein eigenes Bild von den Herstellungsbedingungen machen. Der persönliche Kontakt zwischen Hersteller und Verbraucher vermittelt ein Gefühl von Zuverlässigkeit. Ansonsten sollte man sich auf die strengen Siegel wie Bioland oder Biokreis verlassen. International gültige Siegel haben laschere Kriterien. Zudem ist das Einhalten eines allgemeingültigen Qualitätsniveaus schwieriger, je mehr Produktionsländer beteiligt sind. Wenn man sich als Verbraucher nicht ganz sicher ist und die Bandbreite der Gütesiegel nicht überblickt, können Mitarbeiter im Bioladen meist zuverlässig beraten und Auskunft geben.