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Gold als Teil der menschlichen Kulturgeschichte

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Goldschmuck
Goldschmuck | © ApertureWorks (CC0), Pixabay

Der Wert des Edelmetalls als Kulturgut
Gold hat die Menschheit seit jeher fasziniert. Sein Glanz steht für Reichtum, Eleganz und Schönheit. Zeugnisse seiner Verwendung in der Kulturgeschichte der Menschheit gehen bis ins 6. Jahrhundert vor Christus zurück. Lange Zeit galt Goldschmuck als das Privileg der Königs- und Adelsgeschlechter. Die Faszination des Edelmetalls wurde besungen, in Form von Blattgold fand es Verwendung in der Ikonografie und den Buchillustrationen des Mittelalters. In der Legenda aurea, einer der bekanntesten Chroniken des Mittelalters, werden die Illustrationen zu den Erzählungen über die Heiligen und die Berichte zum Kirchenjahr mit Blattgold veredelt.

Währung und Zahlungsmittel
Seit dem 6. Jahrhundert vor Christus wird es als Zahlungsmittel eingesetzt. Der Reichtum des Goldes füllte Schatzkammern und inzwischen Tresore. Weltweit lagern Zentralbanken das Edelmetall als Währungsreserve ein. Im 21. Jahrhundert sind die Währungen nicht mehr durch Goldreserven gedeckt. Trotz seiner Schwankungen stellt der Goldpreis eine ziemlich sichere Wertanlage dar. Vor allem auch in Inflations- und Krisenzeiten. Während Wertpapier Verluste einfährt kann der Goldpreis eine relative Wertsteigerung erfahren.

Chemische Einordnung und Förderung
Als chemisches Element mit der Ordnungszahl 79 steht es mit Kupfer und Silber im Periodensystem der Elemente in der Nebengruppe der Übergangsmetalle. Die Drei werden auch als Münzmetalle bezeichnet.
Die Hälfte des weltweit geförderten Goldes kommt aus China, Australien und den USA. In Südafrika wird Gold in bis zu 5 Kilometern Tiefe abgebaut. Davon wird wiederum die Hälfte weiter zu Schmuck verarbeitet.

Der Goldschatz von Varna
Archäologische Ausgrabungen in Varna, Bulgarien in den 1970iger Jahren brachten verschiedene Grabstätten zu Tage. Unter anderem das Grab eines Mannes mit fast 1000 goldenen Grabbeigaben deren Gewicht 1.5 Kilogramm beträgt. Der Fund lässt sich auf das Jahr 5000 vor Christus datieren. Der mit reichen Gaben Bestattete wird auch als erster König der Menschheit bezeichnet. Es existiert weltweit kein weiterer Fund aus dieser Epoche, bei dem soviel Goldschmuck gefunden wurde. Forscher gehen davon aus, dass der Fund eine hierarchische Gesellschaftsstruktur belegt und die Anfänge einer neuen Zivilisation in Europa darstellt.

Alchemie, die Umwandlung von Elementen, oder das Goldmachen
Bevor die Alchemie im 17. und 18. Jahrhundert von den Anfängen der naturwissenschaftlichen Chemie abgelöst wurde, war der zentrale Punkt die Umwandlung der Elemente. Ziel war die Herstellung des teuersten Edelmetalls. Die kulturelle Dimension findet sich in dem philosophischen Konstrukt der Alchemie, deren Ziel die geistige Weiterentwicklung des Menschen war.

Der Wert des Edelmetalls bei den Azteken und den Inka
Die Azteken stellten daraus Statuen und Ritus-Gegenstände her. Ihr eigentlicher Wertgegenstand war aber die Kakaobohne. Sie wurde als Zahlungsmittel genutzt. Für Baumwolle wurden deutlich mehr Kakaobohnen bezahlt als für eine Goldstatue. Dieses Wertesystem, das die spanischen Eroberer unter Hernán Cortés im 16. Jahrhundert vorfanden, wurde den Azteken zum Verhängnis. Die Spanier schmolzen soviel Kunstgegenstände ein, dass es kaum noch Goldschmuck aus dieser Epoche gibt. Die spanischen Eroberer brachten diverse Krankheiten mit, für die im Genpool der Azteken keine Antikörper existierten. Ansteckung und Ausbreitung von Seuchen waren die Folge. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts war die Kultur der Azteken fast erloschen.
Ähnliches ereignete sich für die peruanische Hochkultur der Inka. In ihrer Staatsordnung garantierte das Edelmetall die Legitimation der herrschende Klasse und bildete einen Teil ihrer Kultgegenstände und Statussymbole.
Auch hier besiegelten die spanischen Eroberer das Ende der vom 13.-16. Jahrhundert existierenden Inka-Kultur. Die Spanier unter Franzisco Pizarro ließen Gold im Wert von über 200.000 Tonnen nach Europa verschiffen und garantierten sich so die Vorherrschaft auf den Weltmeeren.
Diejenigen der indigenen Bevölkerung, die keiner Seuche zum Opfer fielen, starben in den Schächten der Bergwerke.
Die spanischen Eroberer des 16. Jahrhunderts entstammten oft dem verarmten spanischen Adel oder waren einfache Bürger und Abenteurer, die mit dem als Barren verschifften Schatz oft auch ihre Familien rehabilitierten oder deren Existenz sicherten. Da die Währung zu dieser Zeit tatsächlich aus dem begehrten Edelmetall bestand, lösten die unzähligen Barren in Europa die erste dokumentierte Inflation der Weltgeschichte aus.

Der Goldrausch der Neuzeit
Ereignete sich Mitte des 19. Jahrhunderts am Yukon Fluss in Alaska. Es ist bis heute nicht geklärt, wer den Hype um den Klondike damals auslöste. Dokumentiert ist jedenfalls, wie ab 1896 Tausende sich auf den gefährlichen und oft auch tödlichen Weg zum Klondike Fluss aufmachten um ihr Glück in Handteller großen Nuggets zu suchen.
Wahrscheinlich ist, dass die ersten erfolgreich zurückkehrenden Goldsucher, die Reichtum in das Krisen geplagte Amerika brachten, den Goldwasch-Hype auslösten. 1897 zog es auch Jack London nach Nordamerika. Er brachte keinen Schatz mit, aber dafür das Material für einen neuen Roman.

Die Schmiedekunst im Lauf der Zeit
Die Bedeutung und Fertigung von Schmuck unterlag im Laufe der Jahrhunderte einer Veränderung. Vom kultischen Ritus Instrument und Königswerkzeug hin zu Goldschmiedekunst für Normalsterbliche und Modeschmuck. Spätestens seit des Goldrausches am Klondike Fluss wurde das geschürfte Edelmetall zum Metall der Bürger und Handwerker, die auf Schatzsuche nach Alaska gezogen waren. Der Schmuck der Neuzeit beendete die hierarchischen Herrschaftsstrukturen der alten Dynastien und trug so zu den sozialen und demokratischen Anfängen der Staatsformen im 20. Jahrhundert bei.